Abseits der Touristenrouten

Mit afrikanischem Trommeln (Sven Weidenbach) begrüßte die Togo-Projektgruppe des Overberg-Kollegs ihre Besucher am Freitagabend im Overberg-Kolleg zu ihrem Live-Reisebericht über Togo.

Die gelb-grün-gestreifte Landesflagge mit dem roten Stern sowie afrikanische Batikbilder in schwarz-orangenen Tönen dekorierten die Aula des Weiterbildungskollegs. Außerdem sorgten ein Verkaufsstand mit togolesischem Kunsthandwerk und typischen kulinarischen Köstlichkeiten, von befreundeten Familien aus Togo zubereitet, für ein stimmiges afrikanisches Flair.

Informativ, abwechslungsreich und unterhaltsam gestalteten die Studierenden ihre Informationsveranstaltung über ihre dreiwöchige Projektreise in das westafrikanische Land.

Zu Beginn drückte Schulleiter Ansgar Heskamp seinen Dank für das große Engagement der Gruppe aus und stellte die Bedeutsamkeit einer solchen interkulturellen Begegnung in unserer Zeit zunehmender Abgrenzung und Angst vor dem Fremden heraus. Die Studierenden und begleitenden Lehrkräfte präsentierten jeweils ein eigenes Thema anhand ausgewählter Fotos und Videoeinspielungen sowie mitgebrachter, landestypischer Gegenstände von ihrer Reise. Durch das Programm führten Michel Bütov und Marcel Hinkerohe. Es bot lebendige Berichte über Land und Leute, Streifzüge durch die Geschichte Togos (Karin Badde-Struß), Einblicke in die aktuelle politische Situation und persönliche Begegnungen, z.B. mit dem Politologen und Leiter der Stiftung Piscare in Lomé, der jungen Menschen Bildungs- und Berufschancen eröffnet und damit den Demokratisierungsprozess in Togo fördert.

Die Reisegruppe konnte von außergewöhnlichen Menschen und berührenden Momenten berichten, die sie vor allem in Dapaong, der Hauptstadt der Provinz Savanne im Norden Togos erlebt hatten. In authentischen Schilderungen wurden die Besucher mit der afrikanische Lebensart, den Sorgen und Nöten der Bewohner in der ärmsten Region Togos konfrontiert. Denn die überwiegend von der Landwirtschaft lebenden Menschen in der Subsahara-Zone bangen jedes Jahr um ihre Ernte, seit durch den Klimawandel die Regenzeiten unregelmäßiger und die Trockenzeiten existenzbedrohender geworden sind (Cornelius Dworzynski). Auch jetzt schon befindet sich Togo nur auf Platz 162 von 188 Ländern des HDI (Human Development Index-Wohlstandsindikator). Ebenso löste die Schilderung der Situation einer weiterführenden Schule auf dem Lande, in der über 280 Schüler in offenen Klassenräumen, zumeist nur mit Stroh bedacht, ohne jegliche Unterrichtsmaterialien unterrichtet werden, und die Benachteiligung vor allem der Frauen in der Bildung, Betroffenheit unter den Zuschauern aus (Sven Weidenbach).

Ein großer Teil des Abends war dem Austausch der Overberg-Studierenden mit den gleichaltrigen Jugendlichen in dem „Foyer des Jeunes“ in Dapaong gewidmet, einem Zentrum der Bildung und Begegnung unter der Leitung von Schwestern der Gemeinschaft Dienerinnen und Diener des Evangeliums, zu der Sr. Christa Wanning gehört, die vor fünf Jahren als Schulseelsorgerin das Overberg-Kolleg verlassen hat und seitdem in der katholischen Diözese von Dapaong tätig ist. Hier wurde von gemeinsamen Renovierungsarbeiten in der Bibliothek berichtet, der schweißtreibenden Zusammenarbeit bei der Gartenarbeit und der Freude beim Tanzen und Fußballspielen. Aber auch von den gemeinsamen Exkursionen, z.B. zur Organisation für Frauenförderung (Sr. Annette Wolf) , zum Landwirtschaftszentrum (Marvin Niehoff) oder den Wanderungen in der wunderschönen Landschaft Togos. Die Zuhörer erfuhren von der Einfachheit des alltäglichen Lebens der Togoer ohne Elektrizität und fließendes Wasser, den unglaublichen Transportmöglichkeiten der „Taxi-motos“ und den nach Regenfällen unbefahrbaren Sandstraßen mit kraterähnlichen Pfützen, aber auch von der Lebensfreude und Hilfsbereitschaft der Menschen und ihrer Fähigkeit, im Moment zu leben.

Ergriffen vom Bericht der strahlenden Kinderaugen im Aids-Waisenheim „Vivre l’Espérance“ (Sarah Uliczka), beim gemeinsamen Spiel mit den Overbergianern und erstaunt über so manche Episode aus den interkulturellen Workshops oder dem Besuch bei den Familien der angefreundeten Jugendlichen zuhause sowie von der Abschlussfeier in der Bibliothek, stellten die Besucher zum Abschluss des Togo-Abends noch interessierte Fragen.

Mit der Perspektive, den Kontakt zur Dorfschule in Dampiong und den Austausch mit der Bibliothek in Dapaong im Togo-Projekt fortzusetzen und weiter auszubauen, fand der atmosphärisch dichte und zum Nachdenken anregende Togo-Abend seinen Abschluss.

Die Togo-AG wird, besonders nach dieser Erfahrung, hoffentlich weiterhin interessierte und engagierte Mitstreiter gewinnen, die sich für den Eine-Welt-Gedanken am Overberg-Kolleg und darüber hinaus engagieren.

Wer für das Togo Projekt mit einer Spende unterstützen möchte, kann das tun (ab 50,- Euro kann eine Spendenquittung ausgestellt werden):

Kontoinhaber: Diener des Evangeliums e.V.
Bic: GENODEM1DKM
Iban: DE67 4006 0265 0017 6751 01
Verwendungszweck: Togoprojekt

(Karin Badde-Struß)