Bericht Aktionstage

Grenzen überwinden: Aktionstage und Podiumsdiskussion am Overberg-Kolleg Münster

Laute Trommelklänge hießen die Studierenden des Overberg-Kollegs am Mittwoch morgen in der Aula der Schule willkommen. Die Trommeln eröffneten die Abschlussveranstaltung der diesjährigen Aktionstage des Weiterbildungskollegs des Bistums Münster zum Thema „Grenzen überwinden – einander begegnen“, bei denen sich die erwachsenen Studierenden in interkulturellen Workshops mit der aktuellen Flüchtlingsthematik auseinandergesetzt hatten.

Dem Ruf der Trommeln waren nicht nur Studierende des Kollegs gefolgt. Zahlreiche namhafte Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung wie Ruprecht Polenz (ehem. Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages), Dagmar Arnkens-Homann (Sozialamtsleiterin Münster), Dr. Georgios Tsakalidis (Integrationsrat Münster), Helmut Flötotto (Caritas Münster) oder Anna Velkova (EU-Projektgruppe „Wir für uns in Europa“) hatten den Weg an das Weiterbildungskolleg gefunden, um sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die Brisanz der Flüchtlingssituation in Europa, Deutschland und Münster auszutauschen. Polenz betonte, dass gerade Deutschland angesichts von 60 Millionen Flüchtlingen weltweit in der Verantwortung sei: „Wir haben eine Hilfsverpflichtung.“ Tsakalidis stellte klar, dass es aber nicht ausreiche, Flüchtlinge lediglich willkommen zu heißen. Man müssen ihnen vor allem helfen, ein Teil der Gesellschaft zu werden, an ihr teilzuhaben und sich eine eigene Existenz aufbauen zu können. Münster sei dabei mit seinem dezentralen Konzept zwar prinzipiell auf einem guten Weg, hob Arnkens-Homann hervor, aber alle Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer waren sich einig: „Es gibt viel zu tun.“ So lobte Flötotto auch insbesondere die Bereitschaft des Overberg-Kollegs, sich mit den Aktionstagen an der öffentlichen Diskussion zu beteiligen: „Sie sind ein wichtiges Sprachrohr. Treten Sie den Politikerinnen und Politikern auf die Füße.“

Zwei Tage lang hatten sich die Studierenden und Lehrenden des Overberg-Kollegs in Kooperation mit Organisationen wie Amnesty International, Misereor oder der CAJ in den Workshops intensiv in die Thematik eingearbeitet und sich im Kunstatelier, der Schreibwerkstatt oder auf der Fotoreise durch die gelebte Integration in Münster kreativ mit den Problemen von Flüchtlingen auseinandergesetzt. Gemäß dem Titel der Aktionstage überwand man auch die Grenzen des eigenen Schulgebäudes und machte sich im Haus der Wohnungslosenhilfe oder der Erstaufnahme-Einrichtung in der Oxford-Kaserne einen eigenen Eindruck von den Lebensumständen der tatsächlich Betroffenen. Einen besonderen Workshop stellte sicherlich die von den Studierenden selbst initiierte Fahrradwerkstatt dar, in der sie gespendete Fahrräder gemeinsam mit Herrn Wüstefeld vom ADFC aufbereiteten, die dann im Rahmen der Abschlussveranstaltung an Flüchtlinge übergeben wurden. Den Kontakt zu diesen Flüchtlingen, die auch an einigen Workshops teilnahmen, hatte Mariele Piel von der Flüchtlingshilfe Gievenbeck/Sentrup hergestellt.

Die Aktionstage am Overberg-Kolleg waren von langer Hand vorbereitet und über das Semester hinweg immer wieder Teil des Schulalltags gewesen. So thematisierte man die Flüchtlingsproblematik im Unterricht, ließ sich durch einen Vortrag der Polizei über die rechtliche Stellung von Flüchtlingen in Deutschland informieren und knüpfte auf der Bildungsmesse für Menschen mit Migrationsvorgeschichte des Jobcenters Münster Kontakte mit vielen Betroffenen.