Weihnachtspost aus Togo – Schwester Christa schickt Brief
Auch in diesem Jahr hat uns wieder ein Weihnachtsbrief von Schwester Christa erreicht. Unsere ehemalige Schulseelsorgerin lebt seit vielen Jahren in Togo und wird bei ihrer Arbeit dort von unserer Togo-AG unterstützt. Wir freuen uns über die Grüße, den Bericht und die lieben Worte.
Herzliche Grüße auch nach Togo.
Brief von Schwester Christa
Liebe Freundinnen und Freunde am Overberg-Kolleg in Münster!
Es nähert sich mein 13. Weihnachten in Togo. Ich möchte Euch Weihnachtsgrüße schicken und ein großes Dankeschön für die Momente, die ich am 1. Oktober bei Euch im Kolleg verbracht habe. Manche „alte KollegInnen“ konnte ich nur kurz begrüßen, da es Parallelprogramm gab, aber immerhin. Es waren wichtige Begegnungen mit Euch während meines Heimaturlaubes. Ich habe sehr geschätzt, mit Studierenden unter Euch ins Gespräch zu kommen und habe euch als offen, aufgeweckt und interessiert erlebt. Gerne hätte ich noch mehr Zeit mit euch geteilt.
Während meines Monats in Deutschland habe ich gemerkt, dass wir, in Deutschland oder Togo, Europa oder Afrika, unter ähnlichen Bedrohungen leiden: kaputte Beziehungen, Terrorismus, Krieg, Unwetter und Überschwemmungen durch Klimaveränderungen… Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten. Und die immer weiter um sich greifende Wirtschaftskrise führt uns in die Versuchung, überall nach Sündenböcken suchen. Und das sind Fremde, Flüchtlinge, Weiße, Schwarze, Braune… auf jeden Fall immer die anderen.
Meine Zeit im Overberg-Kolleg von 2007 bis 2011 war durch die Erfahrung geprägt, Studierende mit ganz verschiedenen Herkünften kennen zu lernen. Sie haben mir Einblick in verschiedene Lebensrealitäten gegeben. Nun bin ich wieder an der Seite der jungen Menschen in Togo. Sie wachsen in unterschiedlichen aber immer herausfordernden Lebensbedingungen hier auf und suchen sich: Wer bin ich? Was lohnt sich im Leben? Was tun? Wie mit den anderen klarkommen?
Wir haben ein neues Schuljahr begonnen, d.h. eine neue Gruppe von Jugendlichen hat sich gefunden, die Lust haben, sich selbst und die anderen zu entdecken. Jede Woche treffen wir uns, wenn nicht gerade Prüfungen oder Ferien dazwischenkommen. Mit einigen haben wir ein Kinderheim besucht, um mit den Kindern einen Nachmittag zu verbringen. Davon schicke ich Euch ein paar sprechende Fotos. Es ist für die Jugendlichen eine wichtige Erfahrung, erwartet zu werden. Die Erfahrung, ein bisschen Liebe zu geben. Sich anders zu erfahren, nicht auf sich selbst bezogen, sondern auf andere. Und durch diese anderen beschenkt zu werden: durch das Willkommenslied der Kinder an uns und die Wärme eines Kindes auf deinen Armen, durch das gemeinsame Fußballspiel, wo es nicht mehr „wir“ und „die“ gab, sondern „uns“. Das ist für mich Weihnachten: dass „die“ zu „wir“ werden. Dass wir unsere grundlegende Menschlichkeit wieder entdecken und feiern.
Im OK gibt es viele „andere“ zusammen, viele „die da“, die zu „wir“ und „uns“ werden können. Ich hoffe, Ihr schafft es, die Herausforderungen in Gelegenheiten zu verwandeln, so etwas zu erleben.
Herzliche Weihnachtsgrüße aus Togo sendet Euch Christa Wanning
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