Europa macht Schule

Im Februar öffnete das Overberg-Kolleg seine Türen für europäische Gaststudierende in Münster im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Europa macht Schule“. Diese Kooperation zwischen Schulen und Studierenden aus Europa wurde vom Verein „Europa macht Schule e.V.“ initiiert und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unterstützt, um Europa in der Schule lebendig werden zu lassen.

Vor allem in Zeiten, in denen das politische Europa auseinander zu driften droht, ist es wichtig, den gemeinsamen europäischen Geist zu stärken. Europäische Zusammenarbeit ist dringend notwendig, nicht nur wegen des Brexits und der neuen Sicherheitslage in der Welt, sondern auch, weil im Mai Europa-Wahlen sind und viele Fragen des Umweltschutzes, der Sicherheit und der Migration nur gemeinsam mit den Nachbarn gelöst werden können.

Die Französisch-Kurse am Overberg-Kolleg begrüßten es sehr, dass die Gaststudentin Camille Rutsaert aus Belgien mit ihnen ein Unterrichtsprojekt in französischer Sprache durchführte und ihr Heimatland Belgien vorstellte: Land und Leute, politisches System, Mehrsprachigkeit, Schulsystem und landestypische Produkte.

Die Studierenden des Französischkurs im 5. Semester von Frau Jurisch-Meyer zum Farwig konnten besonders profitieren, da sie in einem dreistündigen Projekt etwas ganz Landestypisches kennenlernten, nämlich Comics, eine belgische Leidenschaft: les bandes dessinées – la passion des Belges!

Die Studierenden lasen Auszüge aus bekannten frankobelgischen Klassikern, füllten leere Sprechblasen verschiedener Comic-Zeichnungen mit ihren kreativen Ideen und hatten viel Spaß bei der Präsentation ihrer selbst verfassten Bildergeschichten im Plenum.

Auch der VWL-Kurs im 4. Semester von Frau Thies nahm an einem Projekt teil, das von der internationalen Austausch-Organisation ‚Europa macht Schule‘ organisiert wurde. Mit der Hilfe einer waschechten Engländerin, Phoebe Jeffries, beschäftigte sich der Kurs mit dem ‚Brexit‘. Als Studentin der Germanistik macht Frau Jeffries ein Auslandssemester an der Universität Münster. Sie konnte bei dem Brexit-Referendum im Jahre 2016 noch nicht abstimmen, obgleich sie der Ausgang des Referendums massiv betreffen wird.

Die Aufgabe der Studierenden war es, einen Plan für die britische Regierung zu entwickeln. Ihre Vorschläge stellten sie ihren Mitstudierenden und der britischen Premierministerin Frau Thies-a May im Stil der beliebten Fernsehendung ‚Die Höhle der Löwen‘ vor. Das bedeutete, dass jede Gruppe die Ursachen hinter dem Brexit und die damit verbundenen Schwierigkeiten ins Betracht ziehen musste, von der irischen Grenze bis hin zu den volkswirtschaftlichen Kosten des Brexits. Außerdem mussten die Studierenden sich mit komplexen Themen wie direkter Demokratie und Volkssouveränität auf der einen Seite und ganz praktischen Einzelheiten wie Reisefreiheit und Visumpflicht auf der anderen Seite auseinandersetzen. Hier konnte Frau Jeffries von ihren persönlichen Erfahrungen und Befürchtungen berichten, wie der Brexit sie betreffen könnte.

Über fünf Unterrichtsstunden entwickelten die Gruppen Ideen und arbeiteten hart an ihren Plänen. Die Ergebnisse waren vielfältig und eindrucksvoll, von einem modifizierten norwegischen Modell bis eine Art ‚Aufklärungskampagne‘, an deren Ende eine erneute Volksabstimmung stehen sollte. Der Kurs wählte anschließend den besten Plan, aber sei es dahingestellt, ob die britische Regierung diesen Vorschlag übernehmen wird.

Frau Jeffries zeigte sich davon beeindruckt, wie die Gruppen dieses aktuelle und hochumstrittene Thema behandelten: „Es war eine Freude mit den Overbergianer*innen zu arbeiten. Es war für mich interessant, die Perspektive von der ‚anderen Seite‘ zu hören, und ich hoffe, dass alle Teilnehmer*innen etwas Neues gelernt haben. Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, eine deutsche Schule zu besuchen und mit deutschen Studierenden zusammenzuarbeiten, und bitte Sie, an die armen Brit*innen in den folgenden Monaten zu denken!“

Herzlichen Dank an Camille Rutsaert aus Belgien und Phoebe Jeffries aus England!

(Badde-Struß/Thies)