Gegen das Vergessen
Holocaust-Gedenkfeier 2020
Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz gedachte das Overberg-Kolleg im Rahmen einer Gedenkfeier der Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes. Tief betroffen und beschämt versuchten Studierende und Lehrende, dem Entsetzen über das Leid, für das es keine Worte gibt, Ausdruck zu verleihen – um zu gedenken und zu lernen, um ein Zeichen zu setzen gegen das Vergessen.
Behutsam näherte sich eingangs Maria Möllering der Problematik, indem sie eine Passage aus dem autobiografisch geprägten Werk des spanischen Schriftstellers Jorge Semprún vorlas: Semprún, selbst Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar, verarbeitet darin Eindrücke seiner Lagerhaft. Im Anschluss berichtete Chris Schittko vom kurz zuvor erfolgten Besuch des 4. und 5. Semesters in der Gedenkstätte Buchenwald, wobei eine eindrückliche Fotopräsentation die anrührenden Worte flankierten. Mahmood Alkhatib betonte angesichts der Erlebnisse: „Wir müssen speziell in diesen tristen Zeiten, die gekennzeichnet sind von Fremdenhass, Ablehnung Andersdenkender und Verfolgung auf Grund religiöser Motive stärker zusammenstehen als je zuvor“ und die „Stimme erheben gegen jegliche Diskriminierung auf Grund von Herkunft, Religion und sexueller Orientierung“. Saskia Herder konnte ihre Eindrücke in Buchenwald kaum in Worten ausdrücken: „Man hat natürlich schon Fotos gesehen und davon gelesen, welche grausamen Taten von den Nazis verübt worden sind. Aber den Weg entlang zu gehen, wo Menschen entlang geprügelt wurden, ist ein Gefühl, was man nicht beschreiben kann. Dort zu stehen, wo unschuldige Menschen ihr Leben ließen…“
Kai Frerich von der ‚AG Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ betonte in seinem Beitrag, dass es allerdings beim Holocaust-Gedenktag nicht nur um die Erinnerung an die unbeschreiblichen Taten gehen könne, sondern auch darum, aus der Geschichte zu lernen, „um nicht zu wiederholen, was falsch war“. „Nicht zu vergessen, was war“, bedeute in der Gegenwart Haltung zu zeigen, „um Ausgrenzung und Hass im Keim zu ersticken“.
Als Zeichen gegen das Vergessen gedachten Nurhan Atabey und Jan Vehoff stellvertretend für alle Studierenden und Kristina Thies für alle Mitarbeiter*innen des Kollegs mit einem bunten Kranz und Blumenstrauß der Opfer des Nationalsozialismus‘.
Maurice Liemann von der AG ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ rief im Anschluss dazu auf, auch die Blicke auf die eigene Gegenwart zu schärfen und ermutigte dazu, die eigenen Stärken zu nutzen, um so zu einer „kommunikativeren, offenen und vielfältigeren Welt beizutragen“.
Am Ende der Gedenkfeier konnten alle anwesenden Overbergianer*innen mit einem Teelicht der Opfer gedenken, um so ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, und sich einen Aufkleber mit den Worten ‚Blicke schärfen‘ mitnehmen, um sich so die aktuellen Herausforderungen immer wieder klar zu machen.
Im Anschluss begab sich eine zehnköpfige Studierendendelegation in die Innenstadt Münsters auf den Platz des Westfälischen Friedens, um gemeinsam mit anderen Schülerinnen und Schülern der Münsteraner Schulen eine Gedenkstunde zum Holocaust-Gedenktag abzuhalten.
Weitere Informationen hierzu sind unter https://www.wn.de/Muenster/4112781-Gedenkveranstaltung-am-Holocaust-Tag-Hunderte-von-Schuelern-versammeln-sich-am-Rathaus zu finden.
(Thies/Stöckmann)