Königsbesuch im Kolleg

Seit dem Beginn des Advents beherbergen wir im Overberg-Kolleg Münster drei Königsfiguren von Ralf Knoblauch: zwei kleine Könige und eine Königin. Ralf Knoblauch ist gelernter Tischler und studierter Theologe und arbeitet als Seelsorger in Bonn. Er holt aus alten Eichenklötzen Königinnen und Könige heraus, die an die von Gott geschenkte Würde jedes einzelnen erinnern sollen: Auch du bist ein König, auch du eine Königin. Ralf Knoblauch ist mit seinen Königsfiguren in den unterschiedlichsten Kontexten und Orten unterwegs, vor allem dort, wo es eine Erinnerung daran braucht, dass jeder Mensch gleich würdig ist. Seine Könige und Königinnen „zeigen ihre Größe und Würde im Verborgenen“ (wie es in einer Broschüre von ihm heißt). Wir fanden, das passt zu unserem Kolleg, und freuen uns, dass wir drei seiner Figuren bis zum Januar beherbergen dürfen.

Die Königin und die beiden Könige haben bei uns im Kolleg einen festen Platz in der Aula am Adventskranz unter dem Herrnhuter Stern gefunden. Meistens ist jedoch mindestens eine der Figuren irgendwo in der Schule unterwegs. In den ersten Tagen waren die König*innen in allen Klassen und Kursen zu Gast. Die Begegnung mit den Figuren war für viele Studierende irritierend, einige waren neugierig, viele mussten schmunzeln, wenn sie ihnen ins Gesicht sahen. Die erste Assoziation war oft, dass es die heiligen drei Könige sein könnten, schließlich ist Advent. Dass die Figuren so viele „Geschwister“ haben, brachte viele zum Staunen. Beeindruckt hat die Studierenden, was sie erfahren haben von der Botschaft der Könige und Königinnen und vom Engagement Ralf Knoblauchs. Wir haben uns dabei gefragt, wo wohl genau diese drei Figuren schon waren in der Welt und in welchen Kontexten sie für die Gleichwürdigkeit aller Menschen eingetreten sind. Es ist ein berührender Gedanke, verbunden zu sein mit vielen Menschen, denen die Figuren schon Mut gemacht haben oder die sich mit den König*innen für menschenwürdige Lebensbedingungen engagiert haben an den verschiedensten Orten. „Die sind doch bestimmt ganz kostbar. Was kosten die?“, war auch eine häufige Reaktion. Dass man die Figuren nicht kaufen kann und Ralf Knoblauch damit gar kein Geld verdient, hat den Studierenden imponiert. „Die Könige glänzen in ihrer Einfachheit.“, sagte ein Studierender. Eine sehr treffende Formulierung, die ja auch für uns Menschen gilt. Scheinbar unscheinbare Könige und Königinnen sind wir.

Gerade im Kontext von Schule, wo es immer auch um Leistung und Bewertung geht, sind die König*innen für uns im Kolleg eine Erinnerung daran, dass wir den Wert der Studierenden, aber auch der Mitarbeiter*innen des Kollegs nicht an Können und Wissen messen – und jede*n unabhängig von jeder Note wertschätzen. So sind die drei kleinen Botschafter*innen nicht nur im Unterricht unterwegs (z.B. zum Thema „Rote Karte für Katar“), sondern werden gern auch für Klausuren ausgeliehen, stehen mal in der Kapelle, mal im Sekretariat und waren im Büro des Schulleiters dabei, als die Abiturient*innen ihre Noten mitgeteilt bekamen. Dabei sind die Königsfiguren ein guter Anlass, um insbesondere mit den Studierenden ins Gespräch darüber zu kommen, wo sie selbst sich wertgeschätzt erleben – oder eben auch nicht – und in welche Zusammenhänge und an welche Orte sie die Könige gern einmal mitnehmen würden.

Als christliche Schule feiern wir den Advent. Dabei bereichern in diesem Jahr die drei König*innen die adventlichen Angebote in unserer Schule und setzen kleine Akzente, ob im Gottesdienst, beim Adventsfrühstück des Kollegiums oder bei der Adventsfeier der Schule, bei der wir eine Foto-Aktion mit den König*innen gemacht haben. Mittlerweile verlassen die Figuren zuweilen die Schule und verbreiten ihre Botschaft auch außerhalb unseres Geländes, z.B. bei einer Adventsandacht in der Schulabteilung des Bistums Münster oder auch im privaten Umfeld von Kolleg*innen.

Wir freuen uns darüber, dass die beiden Könige und die Königin in diesem Advent das Leben bei uns im Kolleg begleiten und dabei immer wieder für Irritation oder Staunen sorgen, uns nachdenken und schmunzeln lassen und uns daran erinnern, dass wir alle Gotteskinder sind.

16.12.2022 Marietheres Eggersmann-Büning (Schulseelsorgerin)