Post aus Togo
Weihnachtsaktion der Togo-AG
Die Partnerschaft mit den Menschen in Togo bedeutet unserem Kolleg und insbesondere der Togo-AG, durch die wir mehr über das Leben, die Sorgen und Freuden der Menschen in Togo erfahren, sehr viel. Besonders liegt der Schulgemeinschaft die Förderung und Unterstützung von Bildungsprojekten in Togo am Herzen.
Unsere Weihnachtspenden-Aktion in diesem Jahr ist der Sanierung unserer Partnerschule CEG-Dampiong/Togo gewidmet. Durch die Starkregenfälle im Sommer sind die Lehmwände von zwei Schulklassen des Altbestandes weggespült worden und quasi zusammengebrochen. Das Elternkomitee hat mit der Schulleitung und einem Maurer bereits einen Sanierungsplan erstellt und hofft, bald mit der Wiedererrichtung der Klassenräume beginnen zu können.
Die Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrerkollegium und das Elternkomitee äußern immer wieder ihre Dankbarkeit für die Unterstützung, die wir schon zur Verbesserung der Unterrichtssituation am CEG Dampiong geleistet haben, und lassen herzliche Grüße übermitteln.
Die Togo-AG hat Postkarten entworfen, die im Kolleg erhältlich sind und auf deren Rückseite die Kontonummer für Spenden angegeben ist, mit denen wir unsere Partnerschule in Dampiong unterstützen. Die Karten können an Großeltern, Verwandte, Freund*innen versendet werden, die zu Weihnachten vielleicht auch etwas nach Togo schenken möchten, indem sie spenden.
Spenden-Konto:
Donnu be – Freundschaft global. e.V.
IBAN: DE35 40060265 0018 7872 00
Weihnachtsbrief von Schwester Christa
Außerdem hat uns auch in diesem Jahr ein Weihnachtsbrief von Schwester Christa, unserer ehemaligen Schulseelsorgerin, erreicht, in dem sie uns von ihrem Leben in Togo berichtet. Den bewegenden Brief, der sich an alle Freundinnen und Freunde richtet, möchten wir hier ebenso veröffentlichen, wie den Bericht von Nassirou, einem jungen Muslim, der von seinen Erlebnissen in der Bibliothek “Foyer des Jeunes” erzählt.
Danke Schwester Christa und herzlichste Grüße nach Togo!
Liebe Studierende, Freunde und Freundinnen am Overberg-Kolleg!
Mein Besuch in Deutschland und bei Euch im Monat Juni hat mir sehr gutgetan und ich habe ihn von vorne bis hinten genossen. Nun hat mich der Alltag in Dapaong wieder. Euch zu Weihnachten zu schreiben, gibt mir Gelegenheit, auf diese Monate zurückzublicken.
Vom 20. bis 30. August fand ein Camp-Mission statt, zu dem die jungen Menschen eingeladen waren, die mit uns unterwegs waren. Das mit dem Camp hört sich einfach an. Doch hatten wir in der Organisation mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zuerst mussten wir kurzfristig den Ort wechseln. Dann konnte ein großer Teil der Jugendlichen, die daran teilnehmen wollten, nicht mehr mitkommen, weil sie einen Job gefunden hatten oder wegen familiärer Verpflichtungen oder (Malaria-) Krankheit.
Aber wir haben das Handtuch nicht geworfen. Schließlich konnte unser Camp mit 25 junge Menschen in Tabligbo, einer kleinen Stadt im Süden, stattfinden. Dort haben wir eine Woche lang Ferienaktivitäten für die Kinder, Workshops und Fußball für die Jugendlichen angeboten. In kleinen Gruppen haben wir die Menschen in ihren Häusern besucht. Die Leute haben uns mit offenen Armen aufgenommen und die jugendlichen Missionare haben die Freude erfahren, nicht nur Gottes Liebe anderen anzubieten, sondern Ihm auch in den Häusern der Menschen zu begegnen: in der herzlichen Aufnahme, im Austausch, im gemeinsamem Beten, Singen, Tanzen oder Tchapalo (traditionelles Hirsebier) Trinken.
Die Herausforderungen gehen nun in der „normalen Schulzeit“ weiter: die Regenzeit wird abgelöst von der Zeit des Staubes und der Hitze, die Jugendlichen müssen bei der Ernte mithelfen und sind schulisch sehr eingebunden. Die Familien leiden unter einer schlechten Ernte und um 30 bis 40 Prozent verteuerten Preisen für fast alles. In diesen Umständen laden wir junge Menschen in den Schulen ein, an sich zu glauben, zu entdecken, dass das Leben schön ist und sich lohnt, dass wir von einer großen Liebe getragen sind und dass wir gerufen sind, diese Güte und Freude weiter zu geben. Diese Aufgabe erscheint mir als ein „Wahnsinn“.
Schwer zu fassen, wie „effektiv“ unsere Arbeit ist, auch wenn wir jedes Jahr hunderte von Jugendlichen treffen. Doch wenn gelegentlich die Früchte sichtbar werden, dann weiß ich, worauf ich mein Leben hier in Afrika setze. Z.B. haben an einem Sonntagnachmittag in strömendem Regen immer noch 11 Jugendliche pitschnass zu Fuß und per Fahrrad den Weg zu uns gefunden. Mehr noch: Ich sehe junge Menschen aus ihrer Schüchternheit herauskommen. Sie finden sich geliebt und entdecken, dass sie „jemand“ sind. Sie blühen in einer geschwisterlichen Atmosphäre auf, öffnen sich für andere…
Wir haben die Freude, zwei Postulanten bei uns zu haben: Aimé (aus Lomé) und Baudouin (aus Dapaong), die dabei sind, unser Leben im Dienst des Evangeliums und unserer jungen Geschwister zu entdecken. Jeder von ihnen ist ein Geschenk. Auch sie entfalten ihre Berufung inmitten vieler Schwierigkeiten. So ist Baudouin der älteste von sechs Geschwistern und seit dem frühen Tod seines Vaters vor vier Jahren, für seine Geschwister verantwortlich. Dennoch möchte er als Bruder Gott sein Leben weihen. Die Herausforderungen des Lebens, denen diese jungen Männer sich stellen, lassen sie zu feinfühligen Begleitern für andere werden. Schon jetzt merken wir, wie leicht sie einen Draht zu den Jugendlichen bekommen. Ihr Lebensmut und ihre Freude, die sie aus der Freundschaft mit Jesus schöpfen, ziehen an.
Der „Wahnsinn“, das Evangelium anzubieten, ist eigentlich etwas ganz Schlichtes, Menschliches: sind wir nicht alle für diese Freude und Wertschätzung geschaffen? So ist Gott!
In diesem Sinne danke ich Euch für alle Verbundenheit und Unterstützung. Danke für Euer Engagement an Euren Wohnorten, Lern- und Arbeitsplätzen, in Euren Familien, Ehren-Ämtern, Freundschaften u.v.m.
Weihnachten bedeutet für mich, Gott in unserer Mitte feiern, mit den Menschen, die uns brauchen und mit denen, die für uns da sind! Frohes Fest!
Herzlich verbunden
Eure Christa Wanning
Bericht von Nassirou, einem jungen Muslim, über seine Erlebnisse in der Bibliothek „Foyer des Jeunes“
Zunächst einmal danke ich dem Foyer des Jeunes und vor allem denjenigen, die es verwalten.
Mein Name ist Nassirou, ich komme aus Dapaong, Togo. Meine schulische Laufbahn und mein soziales Leben begannen in den Jahren 2014, als ich diese Bibliothek kennenlernte.
Nach einer brillanten Grundschulzeit ging es in der Mittelstufe bis zur dritten Klasse bergab. In der Oberschule wurde es aufgrund schlechter Gesellschaft zu einer Katastrophe. Als ich die elfte Klasse nach einem “brillanten” Misserfolg, der meine Eltern enttäuscht hatte, wieder aufnahm, sah ich eine Möglichkeit, die ich nie zuvor aus der Nähe betrachtet hatte: Da ich lustig und schüchtern war, entschied ich mich, herauszufinden, was in dieser Bibliothek aufbewahrt wurde. Ich weiß nicht mehr, welche Schwester die erste war, die mir über den Weg lief, denn sie hatten fast alle den gleichen Teint, die gleiche Art zu sprechen und vor allem die gleiche Freundlichkeit, bis heute. Trotzdem begann alles mit einer dieser Frauen. Nach einer 15-minütigen Kontaktaufnahme machte ich mich bereit, um das wenige Geld für ein Abonnement aufzutreiben. Die 800F (1€25) erschienen mir zu diesem Zeitpunkt immer noch viel. Das war der Beginn der Umkehrung des schlechten Schuljahres in meinem Leben. Ein paar Tage später erhielt ich meine Abonnementkarte und von da an hatte ich immer ein Buch zum Lernen dabei. Das war auch der Auslöser, um meine Schüchternheit zu überwinden. Im Übrigen danke ich den Schwestern Rosa, Christa, Cristina, Anne-Véronique und Fatima. Und auch meinen Damen und Herren Samiratou, Issifou, Kassim, Sankalpoa, Françoise und Ernest.
Zwischen Samiratou, Sankalpoa y Ernest sehen Sie, dass wir verschiedenen Religionen angehörten (muslimisch, animistisch, christlich). Das Foyer des Jeunes heißt alle Religionen willkommen und strebt nach Wissen für alle. Der Beweis dafür ist, dass es in diesem sogenannten christlichen Heim sogar den Koran gab. Wir waren alle wie “Alter Egos”, obwohl wir eine unterschiedliche Erziehung genossen hatten und aus verschiedenen Zivilisationen (Kulturen) stammten. Wir verfolgten alle das gleiche Ziel: den Erfolg in unserem Studium.
Erlebte Dinge, neue Erkenntnisse und Einsichten, die meinem Lebensbuch hinzugefügt wurden, waren unter anderem:
- Nicht nur das Lesen der Dokumente zu genießen, wenn nicht sogar ein zweites Klassenzimmer und Lernraum, dank der Ruhe, die dort herrschte.
- Eine Offenheit im Verständnis vieler Dinge.
- Meine ersten Tanzschritte in den Aerobic-Kursen mit Schwester Rosa.
- Kostenlose Nachhilfe mit Herrn Patassé in Französisch und Deutsch mit Sr. Christa, die meine Noten verbessert hat.
- Handarbeiten zur Instandhaltung der Bibliothek und ihres Hofes, die mit Freude erledigt wurden.
- Geburtstagskuchen bei Feiern in der Bibliothek genießen.
- Die Teilnahme an einem Fußballspiel, die mich dazu brachte, Schiedsrichter zu werden, eine Leidenschaft, die ich bis heute ausübe.
- Ein Theaterstück, das von meinem Freund Kassim geschrieben und mit Hilfe der Schwestern realisiert wurde, in dem ich den Dorfvorsteher spielte.
- Ich möchte nicht versäumen, Ihnen zu erzählen, dass 80% meines Wissens über den Zweiten Weltkrieg aus einem Film stammten, der freitags bei den Jugendabenden gezeigt wurde, was mir half, meinen Unterricht gut zu verstehen.
- Und dann der Seelenverwandte, mit dem ich den Rest meines Lebens teilen will, wir haben uns in dieser Bibliothek kennengelernt.
- Die Begleitung, die wir in unserer Beziehung erhalten haben.
- Die einzige Religion, die wir alle hatten, war das Lernen, wenn wir in der Bibliothek waren.
Auf die Gefahr hin, Schriftsteller zu werden, höre ich hier auf, indem ich sage: N’labalé, Akpé kaka, Merci beaucoup, Balg bé, Danke schön, Thank you, Gracias an alle, die diese schönen Momente mit uns verbracht haben und an diejenigen, die diese Momente noch erleben werden, denn das Foyer ist immer offen und einladend.
Nassirou KONDJA