Raffiniert

Mit Schemazeichnungen zur Aufbereitung von Erdöl wollte sich ein Chemiekurs aus dem 2. Semester nicht zufriedengeben. So entstand der Plan, eine Erdölraffinerie mit allen Sinnen zu erkunden. Schon beim Ausstieg aus dem Zug in Salzbergen konnten wir das Erdöl in der Luft riechen. Immer der Nase nach gelangten wir in die Industrieanlage, wo wir freundlich begrüßt und mit einer kompletten Sicherheitsmontur ausgestattet wurden.

Zunächst erfuhren wir einiges über die Geschichte der Raffinerie, die seit dem Jahr 1860 in Betrieb ist. Da die Spezialraffinerie nicht über eine Pipeline mit Erdöl versorgt wird, werden Produkte anderer Raffinerien angekauft und per Schiff bzw. Tankkraftwagen nach Salzbergen geliefert. Die Anteile des Erdöls, aus denen Benzin und Kerosin hergestellt wird, werden in Salzbergen nicht verwendet. Trotzdem ist die Produktpalette sehr groß und reicht von Spezialölen für PKW über Paraffine bis hin zu Lebensmittelverpackungen. Im Alltag begegnen uns die Produkte der Raffinerie zum Beispiel in der Käserinde, bestimmten Lippenpflegestiften, Kerzen oder Autoreifen.

Bei einem Rundgang über das Gelände der Raffinerie verschafften wir uns einen Überblick darüber, wie komplex die Steuerung der technischen Anlagen ist. Der Strom für den Betrieb der Raffinerie und der benötigte Wasserdampf werden in einer direkt benachbarten modernen Müllverbrennungsanlage erzeugt. Im Labor werden immer wieder Proben aus dem Produktionsprozess geprüft und Produkte mit gewünschten Eigenschaften werden durch Mischverfahren zusammengesetzt. Im Lager warten in riesigen Regalen Fässer mit Spezialölen darauf, zu ihrem Bestimmungsort transportiert zu werden.

Die Exkursion hat uns einen Einblick in verschiedenste Bereiche verschafft, die durch eine Schemazeichnung im Chemiebuch nicht zu erfassen sind. Die Vielfalt der Alltagsprodukte, die aus Erdöl gewonnen werden, wirft zudem Fragen zur nachhaltigen Nutzung von Erdöl auf, das weit mehr als einen Ausgangsstoff für Benzin und Diesel darstellt. Mit neuen Eindrücken und weiterführenden Fragen, wie es sich für eine naturwissenschaftliche Exkursion gehört, reisten wir nach Münster zurück. Vielen Dank an Herrn Wensing für die Organisation der Raffineriebesichtigung!

(Slotty)