Wachsen an Herausforderungen
Am letzten Schultag vor den Sommerferien verabschiedete das Overberg-Kolleg, das Weiterbildungskolleg des Bistums Münster, die Abiturient*innen des Abiturjahrgangs 2020.1 im Rahmen eines kleinen, aber nicht weniger feierlichen Festakts. Ungewohnt leer und distanziert wirkte die Aula des Overberg-Kollegs dabei nur auf den ersten Blick. Familien und Freunde konnten zwar an der Feierlichkeit nicht teilnehmen, verfolgten diese jedoch zu Hause vor den Bildschirmen mit Hilfe eines Livestreams, um den Abschluss der Absolvent*innen gebührend zu würdigen. Auch vor Ort herrschte trotz der außergewöhnlichen Umstände eine vertraute und feierliche Atmosphäre. Dazu trug auch die musikalische Gestaltung bei. Der Abiturient Chris Schittko an der Gitarre bildete mit den Gästen Daniel Meyer zu Gellenbeck am Klavier und Markus Münsterteicher am Saxophon ein beeindruckendes Trio, welches den Festakt stimmungsvoll begleitete.
Die stellvertretende Kollegleiterin Sabine Bertram machte in der Begrüßung mit einem Zitat Dürrenmatts auf die unvorhersehbare Situation aufmerksam. „Leben ist das, was passiert, während du Pläne machst – nichts vermag uns wirksamer zu treffen als der Zufall.“ Dabei betonte sie die erforderliche Flexibilität, Gelassenheit, gegenseitige Unterstützung und Zuversicht, welche die Abiturient*innen in den letzten Wochen bewiesen hatten.
Im Gottesdienst lud Schulseelsorgerin Marietheres Eggersmann-Büning die Absolvent*innen am Ende der Schulzeit ein, sich noch einmal an ihren Start und die vergangenen Jahre am Overberg-Kolleg zurückzuerinnern und griff dabei Gedanken der Studierenden auf, die ihre Kollegzeit beispielsweise als „ein Projekt voller Überraschungen“ erfassten. Eggersmann-Büning bat darum, die Schwierigkeiten hinter sich zu lassen und das mitzunehmen, woran sie gewachsen seien und was sie stärke für ihren weiteren Weg.
Den Aspekt des Wachsens griff auch Schulseelsorger Dr. Holger Bauer auf und verwies dabei auf die Schöpfungserzählung, in der es heißt, Gott habe den Menschen in den Garten Eden gesetzt, dass er ihn bebaue und bewahre. Dr. Bauer machte damit auf den Herrschaftsauftrag des Menschen als Gärtner*in aufmerksam und überreichte den Abiturient*innen als Geschenk eine Pflanzschaufel. Diese stehe als Symbol dafür, „dass Sie nach all der Flexibilität, die Sie bewiesen haben, nun im eigenen Leben gärtnern können, als jemand, der voller Sorgfalt, Geduld, Barmherzigkeit und Disziplin über sein eigenes Leben herrscht“, so Dr. Bauer.
Im Anschluss ließen auch die Semestersprecher Katharina Malcharek und Chris Schittko in ihrer Rede die Zeit am Overberg-Kolleg noch einmal Revue passieren und verwiesen auf die Umbrüche, Änderungen, Baustellen und Erneuerungen, welche sie erlebt und gemeistert hatten. Sie gratulierten den Absolvent*innen und bedankten sich bei den Lehrenden für die Unterstützung und Begegnung auf Augenhöhe.
Als Vertreter für den Studierendenausschuss (StA) griff Kai Frerich den ständigen Wandel des Lebens auf, in dem sich jede*r befinde und gab den Studierenden beste Wünsche für ihre zukünftigen Veränderungen im Leben mit auf den Weg: „Viel Erfolg bei dem, was ihr für euch selbst zu verändern versucht!“
Kollegleiter Ansgar Heskamp lud abschließend in seiner Rede dazu ein, über sich selbst in der Gesellschaft nachzudenken. Er verwies auf die zuletzt in den Medien häufig getroffene Unterscheidung zwischen „systemrelevanten“ und nicht „systemrelevanten“ Menschen und stellte diese kritisch in Frage. Er machte deutlich, dass jeder Mensch aufgrund der ihm eigenen Würde relevant sei. Heskamp stellte fest, dass der Mensch nicht systemrelevant sein könne, da er im System stets austauschbar und ersetzbar sei. „Wir sind aber als Mensch und wir sind für die Menschen relevant“, betonte er.
Abschließend formulierte er als Herzensangelegenheit: „Wir alle brauchen heute junge Menschen, die ein Zutrauen haben in ihre Fähigkeiten, sich im Guten miteinander zu verbinden!“