Welt in Aufruhr
Solidarität mit Israel
Wieder einmal ist die Welt in Aufruhr und in Unordnung. Diese aufgewühlte Welt findet auch in unserem Kolleg statt. Die Betroffenheit der Menschen zu Gewalt und Krieg kann ganz unterschiedlich sein – auch viele Menschen hier am Kolleg sind aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Geschichte ganz unterschiedlich davon betroffen und in Sorge. Manche unter uns sind vielleicht sogar in Sorge um Familie und Freunde. Wir möchten hier die Haltung des Kollegs klären, inwiefern wir als christliches Kolleg in Deutschland eine besondere Verantwortung tragen. Wir möchten dazu einladen, darüber miteinander ins Gespräch zu kommen.
Wir in Europa können uns kaum vorstellen, was die aktuelle Gewalt, die Grausamkeiten und die Gräuel für die Menschen in Israel bedeuten. Deshalb möchten wir den Menschen in Israel, den Opfern, in Gedanken zur Seite stehen.
Vielen von uns in Deutschland geht es wohl so, dass Bilder aus dem Geschichtsunterricht und Dokumentationen sich in den Kopf drängen. Das sind Bilder der Orte des Horrors, den Jüd*innen in der deutschen Geschichte erlitten haben. Bilder aus den Todesfabriken in Ausschwitz oder Treblinka. Das sind Bilder von feigen Erschießungen von Frauen, Männern und Kindern. Diese Bilder zeigen Vertreibungen und systematische Ermordungen in ungeheurem Ausmaß. Diese Bilder zeigen unfassbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Wir wissen, wohin es führt, wenn Verbrechen gegen die Menschlichkeit geduldet werden, wenn wir auf andere herabschauen, sie klein machen, ihnen Respekt verweigern, sie nicht tolerieren. Wenn wir es dulden, dass andere nicht respektiert oder toleriert werden.
Die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Jüd*innen hat deshalb einen festen Platz im Geschichtsunterricht an unserem Kolleg. Diese Taten sind der Grund dafür, dass wir uns als Kolleg für eine Schule ohne Rassismus einsetzen.
Für uns bedeutet dies eine Verpflichtung, konsequent für Menschenrechte, Toleranz und Respekt einzutreten. Immer.
Wir beobachten heute auch, dass die Verbrechen gegen Menschen jüdischen Glaubens relativiert werden, dass sie aufgerechnet werden mit der Politik der israelischen Regierung. Für uns ist ganz klar: Bei uns ist heute kein Platz für Relativierungen oder Aufrechnungen. Die Verbrechen der Deutschen gegen die Menschen jüdischen Glaubens sind für uns eine Mahnung und bedeuten für uns Verantwortung.
Von uns als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage erfahren die Menschen in Israel uneingeschränkte Verbundenheit. Es ist gut, dass viele in unserer Gesellschaft diese Verbundenheit zeigen, unter anderem auch die Staatskanzlei NRW gemeinsam mit den islamischen Verbände in NRW in einer gemeinsamen Erklärung.
In den sozialen Medien begegnen uns Bilder und Videos, die uns sehr nahe gehen. Sie zeigen barbarische Gewalt gegen Zivilisten. Frauen, Männer, Kinder werden bestialisch ermordet. Feierende junge Menschen erfahren Terror, Gewalt und Mord. Menschen werden verschleppt und als Geiseln gehalten. Wieder einmal trifft es Jüd*innen. Wieder einmal ist der Schutzraum der Menschen jüdischen Glaubens, der Staat Israel, bedroht. Wieder einmal sehen sie sich in ihrer Existenz bedroht.
Verantwortlich dafür ist eine terroristische Organisation, die Hamas. Unter dem Deckmantel des Freiheitskampfes begeht sie diese Verbrechen. Aber die terroristische Hamas kämpft keinen Kampf für Freiheit. Sie kämpft auch nicht für die Palästinenser*innen. Sie steht vielmehr für Gewalt, Unterdrückung und Mord. Sie hat ihre eigenen Ziele. Die Hamas muss sich auch gegenüber den Menschen im Gaza, den Palästinenser*innen, für Gewalt, Flucht und Tod verantworten.
Und deshalb wollen wir auch die palästinensischen Opfer des Terrors in unser Gedenken einschließen und in Gedanken bei ihnen sein.
Die Bilder in den sozialen Medien sind die Bilder, die die Hamas, eine terroristische Organisation, von ihren eigenen Taten gemacht hat. Ihre Opfer werden so ein zweites Mal zum Opfer, wenn die Hamas ihren Tod, ihre Entwürdigung verwendet, um Menschen einzuschüchtern oder aufzuwiegeln. Sie werden genutzt für Zersetzung und Hass. Weltweit.
Es ist besorgniserregend, dass auch bei uns in Europa und in Deutschland diese Taten bejubelt werden oder Antisemitismus geduldet wird.
Wir stehen an unserem Kolleg ganz klar dagegen. Unser Kolleg soll ein Ort sein für gegenseitige Wertschätzung, für Menschenrechte, für Toleranz und Respekt.
Viele unter uns können die Bilder von Gewalt und Terror kaum ertragen. Sie überfordern uns oft. Wir haben deshalb einen Ort für ihre Anliegen und Sorgen geschaffen. Sie haben in der Kapelle Gelegenheit, sich zurückzuziehen und Ihren Sorgen und Anliegen Ausdruck zu verleihen.
Wir möchten ein Ort sein, der frei von Gewalt ist. Unser Kolleg soll ein Ort sein für Respekt und Toleranz. Wir wollen ein Ort sein, an dem wir mit Neugierde Fremdes erkunden. Wir wollen deshalb ein Ort sein, an dem verschiedene Sichtweisen ihren Platz haben und Diskussionen mit Empathie und Engagement geführt werden – vielleicht auch vor dem Hintergrund, die Welt ein Stück besser zu machen als sie es heute ist. Dies bedeutet auch, dass Antisemitismus, Gewaltverherrlichung und Respektlosigkeit in unserer Vorstellung keinen Platz haben.
Wir hier am Kolleg haben einen Bildungshintergrund, der auch zu Wahrhaftigkeit verpflichtet. Es geht dabei unter anderem darum, die Bilder und Falschinformationen in den sozialen Medien zu erkennen und aufzudecken.
Das Internet ist aber nicht nur ein Ort für Fakenews. Es ist auch ein Ort der Bildung. Sie können bspw. die Dokumentationen des TV-Senders Arte nutzen, um Sachverhalte zum Nahost-Konflikt zu klären: https://www.arte.tv/de/videos/RC-024487/krieg-im-nahen-osten/
Neugierig zu sein bedeutet auch, die Sachen zu klären. Wir möchten deshalb als Bildungseinrichtung für Ihre Anliegen zur Verfügung stehen und Möglichkeiten bieten, die Hintergründe der Gewalt und des Nahost-Konfliktes zu klären. Der Unterricht im Fach Geschichte ist dafür ein guter Ort.
Wieder einmal ist die Welt in Aufruhr und in Unordnung. Wir sind dennoch hoffnungsvoll, dass Frieden möglich ist. Bei uns vor Ort und in der Welt. Dafür treten wir ein!
Für die Schulleitung Ansgar Heskamp und Judith Matern
Für den StA Julia Gebringer und Fabian Holl
Für die Schulseelsorge Marietheres Eggersmann-Büning