Overberg Kolleg als Ort der Freiheit – Lesung mit Schriftsteller von der Haar

Ein ganz besonderer Gast aus Berlin konnte am Overberg-Kolleg begrüßt werden: Der Autor Heinrich von der Haar war zu einer eindrucksvollen Lesung in das Overberg-Kolleg zurückgekehrt. Von der Haar, selbst in den 70er Jahren Studierender des Overberg-Kollegs, las aus seinem preisgekrönten Werk „Mein Himmel brennt“. Alfred Rosing moderierte die szenische Lesung auf ganz besondere Art. Er spiegelte eigene prägende biografische Erinnerungen aus Kindheit und Jugend an den Szenen des Romans. Rosing war zeitgleich mit von der Haar Studierender des Overberg-Kollegs.

Von der Haar gewährte einen tiefen Einblick in die Lebenswelt des kleinbäuerlichen Milieus im Münsterland in den 50er und 60er Jahren, aus der der Autor selbst stammt. Der Roman schildert in einer dichten und eindrucksvollen Sprache das Leben des Bauernjungen Heini. Ein Leben in Armut, in geistiger und religiöser Enge. Ein Leben, das von harter Landarbeit, Druck und Gewalt geprägt ist – Liebe und Geborgenheit bleiben Sehnsucht.
Dieses Leben, das verdichtet in der Figur des Heini beschrieben wird, sei ihm nicht fremd gewesen, so der Autor. Auch er habe den Wunsch gehabt auszubrechen und den dörflichen Zwängen zu entfliehen.
Dieser Ausbruch sei ihm mit dem Besuch des Overberg Kollegs in Münster gelungen. Der Weg in die Stadt zum Overberg-Kolleg sei für ihn ein Akt der Befreiung gewesen. Bildung habe ihm eine völlig neue, ungeahnte Lebensperspektive geboten. Der Einsatz für Freiheit, Toleranz und Offenheit habe fortan sein Leben bestimmt.

Für die Gäste wurde der Abend zu einem ganz besonderen kulturellen und kurzweiligen Erlebnis. Die Sehnsüchte der heutigen Generation wurden wunderbar durch Songs mit den Sehnsüchten der Romanfigur Heini verwoben. Uta Honermann, Rebekka Holtstiege und Jose Santos Manantsoa brachten so mit ihren Songs einen ganz besonderen Zauber in den Abend. Die Musiker*innen sind bis vor kurzer Zeit ebenfalls Studierende des Overberg-Kollegs gewesen.
Heinz Noe, Vorsitzender des Ehemaligenvereins, freute sich darüber, dass er zahlreiche Gäste und auch zahlreiche Weggefährten von der Haars begrüßen konnte. Der Ehemaligenverein des Overberg-Kollegs feierte mit dieser Veranstaltung eine ganz besonders gelungene Premiere: „Dieser beeindruckende Auftakt soll ein Auftakt sein, das kulturelle Leben am Overberg-Kolleg gemeinsam mit Ehemaligen zu bereichern.“

Zum Autor:

Heinrich von der Haar wurde 1948 in Hopsten im Münsterland geboren.

Als siebtes von elf Kindern wuchs er mit seinen Geschwistern auf einen kleinen Bauernhof auf. Sein Leben war geprägt von der Arbeit in der Landwirtschaft, Ärmlichkeit einer kleinbäuerlichen Großfamilie und dem katholisch dörflichen Milieu.
Nach dem Besuch der katholischen Volksschule wechselte er zur Handelsschule nach Ibbenbüren. Anschließend absolvierte er eine Banklehre. Auf dem zweiten Bildungsweg erwarb er am bischöflichen Overberg Kolleg in Münster 1970 das Abitur. Anschließen ging er zum Studium nach Berlin. Er studierte Soziologie, Philosophie, Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik. 1982 wurde er an der TU Berlin zum Dr, phil. promoviert. Nach dem Studium unterrichtete er als Berufschullehrer am Oberstufenzentrum Handel in Berlin-Kreuzberg.
Als Studiendirektor für Politik und Fachseminarleiter war er beim Berliner Schulsenat tätig.
Seit dem Jahr 2000 ist Heinrich von der Haar als Schriftsteller tätig. Auslöser seiner schriftstellerischen Tätigkeit waren Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in seiner Kindheit und im beruflichen Umfeld.

In seinem ersten Roman „Mein Himmel brennt“ beschreibt Heinrich von der Haar die Verhältnisse im Münsterland der 50ziger Jahre. Der Roman trägt autobiographische Züge, er beschreibt Traditionen, Lebenssituationen, Tabus und Tabubrüche.

weitere Informationen: www.HeinrichvonderHaar.de

Zum Werk: